Dienstag, 28. Juni 2016

Am Ende

Und schon ist es Juni!
Meine 15 Monate in Norwegen sind seit über drei Wochen vorbei und ich bin zurück in Deutschland. Verrückt!
Es ist auch noch einiges in Norwegen passiert, seit meinem letzten Eintrag im März habe ich aber leider keine Zeit mehr gefunden, zu schreiben.
Zur Zeit ist übrigens in Norwegen wieder die Zeit der Mitternachtssonne, fast drei Monate ist es durchgängig hell im Norden (Mitte Mai-Mitte Juni). Hat was. Richtige, dunkle Nächte mit Sternen sind mir aber lieber.

Zu allererst möchte ich meine Ankündigung vom letzten Eintrag erfüllen: Ich wollte bei Zeiten den Elch auf dem Nachtbild umranden. Meine anfänglichen Zeichenkünste ließen mich schon glauben, dass wir weniger einen Elch als viel mehr einen Ochsen vor der Kamera hatten. Beim zweiten Versuch wurde dann doch die flotte Elchdame erkennbar, die tatsächlich unsere Zweige abgeknabbert hat. Sie war auch noch eher etwas schlanker als ich sie hier umrandet habe, aber so ungefähr sieht man ja wo sie stand.




Mitte März ging es auf unsere Klassenfahrt nach Lübeck. Genauer gesagt: Wir sind von Evenskjer nach Oslo geflogen, von Oslo mit der Fähre nach Kiel gefahren und von dort mit dem Zug nach Lübeck. In Oslo haben wir eine Nacht geschlafen, bevor es mit der Kiel-Fähre weiter ging. So richtig seefest waren die meisten von uns allerdings nicht, einige waren hauptsächlich auf dem Zimmer.
Das Schiff war ansonsten stark ausgestattet: Neben Restaurants, Kneipen, Cafés, einer kleinen Einkaufsstraße, einem Casino und einer Disco gab es ebenso einem Schwimm-, Sport- und Spabereich. Mir hat mein Bett gereicht...
In Lübeck waren wir dann unter anderem im Marzipan Museum und Café Niederegger, sind durch die Stadt gelaufen und zu einem nahe gelegenen Sea-Life Park gefahren. Das kam gut an bei den Schülern! Damit war die Zeit aber auch schon gefüllt.
Während die Klasse die Kiel-Fähre zurück nach Oslo genommen hat, konnten Lea und ich noch einige Tage Urlaub zu Hause dranhängen, war ja bloß noch ein Katzensprung.




Nach den Osterferien ging es gut erholt und gleich zusammen mit Freunden zurück in den Norden. Wieder ins Norwegische zu switchen ging top, ich war sofort wieder angekommen. Erfreulicherweise gab es auch in der Schülergruppe eine vorwiegend positive, aktive Welle. Endlich wurden Aktivitäten von den Schülern selbst organisiert! Zum Beispiel: eine DVD-Nacht mit Übernachtung in der Schule oder eine kleine Wanderung mit Lagerfeuer.

Auch die Lehrer und Angestellten haben gepowert: wenige Tage nach den Ferien gab es gleich ein größeres Event an der Schule, bei dem alle mitgeholfen haben. Die Schule hat zum Essensfestival "Be Our Guest" eingeladen, mit Essensständen aus u.a. Norwegen, Schweden, Somalia, Eritrea, Syrien, Deutschland und mit typisch samischen Essen. Dazu gab es noch einen Auftritt vom Chor der Region. Für den deutschen Tisch haben Lea und ich Käse-Spätzle, Herrencreme und Kaiserschmarrn (ja, wir haben einen Hauch Österreich mit eingebracht) gemacht.
Das war wirklich eine schöne Idee! Es wurde auch super angenommen, die Schule war rappel voll.

In Sachen Freizeit hat sich nicht mehr viel verändert: Joggen, Kochen, Serien schauen,  Briefe schreiben, nach Harstad fahren, Wandern, Stricken... Nach einem Tipp sind wir am Fjord entlang zu einer alten, zerfallenen Fischerhütte gelaufen: Dort gab es zwischen viel kaputtem und altem Zeug auch noch wunderbare und originale Glaskugeln, welche früher zum Beschweren der Fischernetze benutzt wurden. Die haben wir uns nicht entgehen lassen!

Meine Stirnband-Strick-Skills sind inzwischen auch auf einem neuen Level, jetzt wird alles getwistet! Ich hoffe, dass ich meine Fähigkeiten zu Hause noch ein wenig ausbauen kann, ich werde mal bei meiner Oma in die Lehre gehen (Luft nach oben gibt es reichlich, haha).



Zum ersten Mai haben Lea und ich eine Zelttour auf die Lofoten gemacht, von uns aus in 2 1/2 Stunden zu erreichen. Wir sind bis nach Henningsvær gefahren, einem Fischerort im Norden der Lofoten. Inzwischen ist der Ort auch vom Tourismus geprägt - verständlich, es ist super schön dort! Gezeltet haben wir auch ganz in der Nähe, an einem absoluten Traumstrand.
Besonders schlafreich war die Nacht dort allerdings nicht, der Wind hat ordentlich Radau gemacht.




Das Schuljahr verlief im letzten Abschnitt nach den Osterferien nochmal mit viel Energie und reichlich Aktivitäten. Vor allem die letzte Woche wurde für gemeinsame Unternehmungen genutzt. Zum Beispiel sind wir zu einem nahe gelegenen Strand gefahren und haben dort gegrillt, Volleyball, Wikingerschach und Boule gespielt. Da wir beim Volleyball spielen allerdings kein Netz hatten, bestand ein Großteil des Spiels aus Diskussionen ob der Ball denn überhaupt über das Netz gekommen wäre. Irgendwann hatten wir dann einen Schiedsrichter.

Für die letzte Woche haben Lea und ich Briefumschläge für alle Schüler und Angestellten im Gemeinschaftsraum der Schule aufgehängt. Die Idee war, dass jeder aus diesem Schuljahr etwas mitnehmen aber auch den anderen mitgeben kann. Einfach etwas Schönes zu schreiben, andere, kreative Dinge mitzugeben oder Danke zu sagen. Damit haben wir wirklich etwas bei den Schülern ausgelöst, die meisten waren nach ein paar Tagen mit vollem Eifer dabei und wollten nur noch ihre Briefe fertig machen, nichts anderes mehr. Dass die Reaktionen auf die Aktion so positiv und dankbar waren, hat uns ziemlich gefreut!



Nach der ersten Maiwoche war das Schuljahr dann zu Ende und die Schüler sind alle nach Hause gefahren, bzw. geflogen. Zum Abschluss gab es noch eine schicke Feier zu der auch die Eltern und Familien eingeladen waren. Es wurde ein letzter Programkveld organisiert - auch hier wurden die Besucher involviert. Am Abschlusstag fand die Zeugnisvergabe in der schuleigenen Kapelle statt, mit darauffolgendem Festessen in der Schule. Ähnlich wie beim Nationalfeiertag waren alle super schick gekleidet, der Großteil in traditionell norwegischen Trachten. Es ist hier üblich diese traditionellen Kleider, Bunad genannt, zu festlichen Angelegenheiten zu tragen. Man kann an ihnen sogar erkennen, woher die Träger stammen: Jede Region hat eigene Merkmale bei der Bunad-Verzierung, selbst Küsten-und Landregionen werden unterschieden.
Der Abschied war ansonsten in Ordnung für mich. Ich habe einige Schüler zwar ziemlich lieb gewonnen, aber mir kam es so vor, als ob wieder Ferien wären. Es war ja nicht das erste Mal, dass die Schüler alle ausgeflogen sind.



Nach dem Schuljahresende gab es für uns Angestellte noch ein paar Nachbereitungstage. Das abgeschlossene Schuljahr wurde evaluiert und Ideen, Ansätze und Veränderungen für das kommende Jahr besprochen und diskutiert. Aufgrund der vielen Veränderungen, u.a. dass die Schule einen neuen Träger bekommen hat, war dies besonders spannend für die Angestellten - auch wenn noch nicht geklärt war, wer im nächsten Schuljahr angestellt sein wird.
Einen Evaluationsbogen bezüglich des Schuljahres haben auch die Schüler ausgefüllt. Die Ergebnisse wurden dann im Rahmen der Nachbereitungstage kurz angeschnitten, sie fielen weitesgehend positiv aus.
Außerdem gab es zu diesen Tagen auch Besuch, u.a. von einem anderen Schulleiter des gleichen Trägers. Auch seine Erfahrungen und Grundsätze waren interessant zu hören und in Betracht zu ziehen.

Die Anmeldesituation der Schüler für das kommende Schuljahr sieht übrigens auch recht erfreulich aus. Es werden mehr als doppelt so viele sein, als es im vorherigen Jahr gab! Kein schlechter Anfang für den neuen Träger. Durch die erheblich größere Schülerzahl im Vergleich zu den Vorjahren stellen sich nun allerdings auch einige organisatorische, räumliche oder praktische Herausforderungen. Klassenzimmer, die nicht mehr der Klassengröße entsprechen, Autos, die nicht alle Schüler transportieren können und ein Freizeitangebot, das ebenfalls angepasst werden muss (Volleyball mit 75 Leuten, holla die Waldfee).
Das ist schon ziemlich spannend, auch für mich! Ich bin wirklich neugierig, wie sich die Schule entwickeln wird und freue mich schon, sie zu besuchen.

Eine Personalfeier gab es auch noch, das war auch ein schöner Abschluss für die Zeit an der Schule. Neben leckerem Essen haben Lea und ich von einer Kollegin selbst gestrickte Röcke geschenkt bekommen, der Hammer! Das war eine Strickmeisterin, die Röcke wurden total professionell. Aber es war eigentlich egal, wie die Röcke aussehen, ich habe mich einfach unheimlich gefreut, dass sie so viel Zeit und Mühe für uns investiert hat - Monate vorher hatte sie uns nebenbei nach Wollfarben für einen Rock für ihre Nichte gefragt. In den jeweiligen Farben, wie wir geantwortet haben, haben Lea und ich dann unsere Röcke bekommen. Sie hat das aber auch so ernst und überzeugend rübergebracht, dass ich gar nicht vermutet habe, dass die Röcke etwas mit uns zu tun haben könnten.

Die letzten zwei Wochen waren dann wie Urlaub für mich, ich hatte frei und Besuch! Dadurch sind wir nochmal viel rumgetourt und haben die ganzen schönen Plätze bei uns in der Nähe besucht.

Zum 17.Mai sind wir dieses Jahr auf die Lofoten gefahren. Die Parade und Redner waren schnell durch, sodass wir noch weiter gefahren sind und später zum Waffeln essen eingeladen waren. Das war eine super nette Tour und da wir auch noch eine Schlafmöglichkeit auf den Lofoten hatten, sind wir noch einen weiteren Tag um her gefahren (bis nach Reine) und haben wunderbare Orte gesehen.















Abgesehen von der schönen Zeit war es auch packmäßig sehr hilfreich für mich, dass meine Eltern in der letzten Woche zu Besuch waren - mit viel Platz im Koffer. Es hat sich ja doch einiges angesammelt in der Zeit, war eine super Lösung so! 




 




Da die letzten zwei Wochen in Norwegen so entspannt und von Urlaubsgefühlen geprägt waren, fühlte es sich auch logisch an, alles zu packen und wieder nach Hause, nach Deutschland, zu fliegen. Als die Wohnung dann nackt und meine Sachen ausgeräumt waren, kam doch ein komisches Gefühl auf. Vorfreude auf zu Hause hatte ich aber auch, es war ziemlich ausgeglichen.

Auf meinem Rückflug habe ich noch einen Zwischenstopp mit Übernachtung in Oslo gemacht. Dort haben wir 15-Monats-Freiwilligen uns mit unserer Landesbeauftragten von ASF zu einem letzten Seminar und Abschiedstreffen getroffen. Diesmal durften wir auswerten und unter anderem auch unseren Nachfolgern Tipps mit auf den Weg geben (über Formulare). Anschließend haben wir noch bei bestem Wetter zusammen gegrillt.
So einen Abschluss zu haben, fand ich gut. Auch wenn der Gedanke, fürs erste die Zeit in Norwegen und das FSJ, die Zeit auf Soltun, zu beenden und zurück zu lassen, noch eine ganze Weile sacken musste.
Erstmal genieße ich es jetzt wieder zu Hause zu sein, ich bin ganz gut beschäftigt grade. Letztendlich ist es aber nur eine Frage der Zeit, bis es mich wieder in den Norden zieht und ich zurück nach Norwegen fahre.
Es ist schön, mit einem so guten Gefühl aus dem Jahr zu gehen. Ich hätte die letzten 15 Monate nicht anders verbringen wollen!

Kurzes Resumée: Norwegisch klappt, Nie mehr ohne meine Wanderschuhe, Polarlichter sind der Wahnsinn, Norwegen ist wunderschön, Elche sind echt groß, Stricken ist eine Kunst für sich und Norwegen ist Waffelweltmeister. Damit sollte alles geklärt sein.

Da ich ja nun wieder im Lande bin und die Auslandszeit vorüber ist, wird das hier auch mein letzter Blogeintrag sein. Ich hoffe, ihr konntet über den Blog einen guten Eindruck von meiner Zeit in Norwegen bekommen. Ich habe mich sehr über euer Interesse gefreut!

Macht's gut,
Frederike