Dienstag, 28. Juni 2016

Am Ende

Und schon ist es Juni!
Meine 15 Monate in Norwegen sind seit über drei Wochen vorbei und ich bin zurück in Deutschland. Verrückt!
Es ist auch noch einiges in Norwegen passiert, seit meinem letzten Eintrag im März habe ich aber leider keine Zeit mehr gefunden, zu schreiben.
Zur Zeit ist übrigens in Norwegen wieder die Zeit der Mitternachtssonne, fast drei Monate ist es durchgängig hell im Norden (Mitte Mai-Mitte Juni). Hat was. Richtige, dunkle Nächte mit Sternen sind mir aber lieber.

Zu allererst möchte ich meine Ankündigung vom letzten Eintrag erfüllen: Ich wollte bei Zeiten den Elch auf dem Nachtbild umranden. Meine anfänglichen Zeichenkünste ließen mich schon glauben, dass wir weniger einen Elch als viel mehr einen Ochsen vor der Kamera hatten. Beim zweiten Versuch wurde dann doch die flotte Elchdame erkennbar, die tatsächlich unsere Zweige abgeknabbert hat. Sie war auch noch eher etwas schlanker als ich sie hier umrandet habe, aber so ungefähr sieht man ja wo sie stand.




Mitte März ging es auf unsere Klassenfahrt nach Lübeck. Genauer gesagt: Wir sind von Evenskjer nach Oslo geflogen, von Oslo mit der Fähre nach Kiel gefahren und von dort mit dem Zug nach Lübeck. In Oslo haben wir eine Nacht geschlafen, bevor es mit der Kiel-Fähre weiter ging. So richtig seefest waren die meisten von uns allerdings nicht, einige waren hauptsächlich auf dem Zimmer.
Das Schiff war ansonsten stark ausgestattet: Neben Restaurants, Kneipen, Cafés, einer kleinen Einkaufsstraße, einem Casino und einer Disco gab es ebenso einem Schwimm-, Sport- und Spabereich. Mir hat mein Bett gereicht...
In Lübeck waren wir dann unter anderem im Marzipan Museum und Café Niederegger, sind durch die Stadt gelaufen und zu einem nahe gelegenen Sea-Life Park gefahren. Das kam gut an bei den Schülern! Damit war die Zeit aber auch schon gefüllt.
Während die Klasse die Kiel-Fähre zurück nach Oslo genommen hat, konnten Lea und ich noch einige Tage Urlaub zu Hause dranhängen, war ja bloß noch ein Katzensprung.




Nach den Osterferien ging es gut erholt und gleich zusammen mit Freunden zurück in den Norden. Wieder ins Norwegische zu switchen ging top, ich war sofort wieder angekommen. Erfreulicherweise gab es auch in der Schülergruppe eine vorwiegend positive, aktive Welle. Endlich wurden Aktivitäten von den Schülern selbst organisiert! Zum Beispiel: eine DVD-Nacht mit Übernachtung in der Schule oder eine kleine Wanderung mit Lagerfeuer.

Auch die Lehrer und Angestellten haben gepowert: wenige Tage nach den Ferien gab es gleich ein größeres Event an der Schule, bei dem alle mitgeholfen haben. Die Schule hat zum Essensfestival "Be Our Guest" eingeladen, mit Essensständen aus u.a. Norwegen, Schweden, Somalia, Eritrea, Syrien, Deutschland und mit typisch samischen Essen. Dazu gab es noch einen Auftritt vom Chor der Region. Für den deutschen Tisch haben Lea und ich Käse-Spätzle, Herrencreme und Kaiserschmarrn (ja, wir haben einen Hauch Österreich mit eingebracht) gemacht.
Das war wirklich eine schöne Idee! Es wurde auch super angenommen, die Schule war rappel voll.

In Sachen Freizeit hat sich nicht mehr viel verändert: Joggen, Kochen, Serien schauen,  Briefe schreiben, nach Harstad fahren, Wandern, Stricken... Nach einem Tipp sind wir am Fjord entlang zu einer alten, zerfallenen Fischerhütte gelaufen: Dort gab es zwischen viel kaputtem und altem Zeug auch noch wunderbare und originale Glaskugeln, welche früher zum Beschweren der Fischernetze benutzt wurden. Die haben wir uns nicht entgehen lassen!

Meine Stirnband-Strick-Skills sind inzwischen auch auf einem neuen Level, jetzt wird alles getwistet! Ich hoffe, dass ich meine Fähigkeiten zu Hause noch ein wenig ausbauen kann, ich werde mal bei meiner Oma in die Lehre gehen (Luft nach oben gibt es reichlich, haha).



Zum ersten Mai haben Lea und ich eine Zelttour auf die Lofoten gemacht, von uns aus in 2 1/2 Stunden zu erreichen. Wir sind bis nach Henningsvær gefahren, einem Fischerort im Norden der Lofoten. Inzwischen ist der Ort auch vom Tourismus geprägt - verständlich, es ist super schön dort! Gezeltet haben wir auch ganz in der Nähe, an einem absoluten Traumstrand.
Besonders schlafreich war die Nacht dort allerdings nicht, der Wind hat ordentlich Radau gemacht.




Das Schuljahr verlief im letzten Abschnitt nach den Osterferien nochmal mit viel Energie und reichlich Aktivitäten. Vor allem die letzte Woche wurde für gemeinsame Unternehmungen genutzt. Zum Beispiel sind wir zu einem nahe gelegenen Strand gefahren und haben dort gegrillt, Volleyball, Wikingerschach und Boule gespielt. Da wir beim Volleyball spielen allerdings kein Netz hatten, bestand ein Großteil des Spiels aus Diskussionen ob der Ball denn überhaupt über das Netz gekommen wäre. Irgendwann hatten wir dann einen Schiedsrichter.

Für die letzte Woche haben Lea und ich Briefumschläge für alle Schüler und Angestellten im Gemeinschaftsraum der Schule aufgehängt. Die Idee war, dass jeder aus diesem Schuljahr etwas mitnehmen aber auch den anderen mitgeben kann. Einfach etwas Schönes zu schreiben, andere, kreative Dinge mitzugeben oder Danke zu sagen. Damit haben wir wirklich etwas bei den Schülern ausgelöst, die meisten waren nach ein paar Tagen mit vollem Eifer dabei und wollten nur noch ihre Briefe fertig machen, nichts anderes mehr. Dass die Reaktionen auf die Aktion so positiv und dankbar waren, hat uns ziemlich gefreut!



Nach der ersten Maiwoche war das Schuljahr dann zu Ende und die Schüler sind alle nach Hause gefahren, bzw. geflogen. Zum Abschluss gab es noch eine schicke Feier zu der auch die Eltern und Familien eingeladen waren. Es wurde ein letzter Programkveld organisiert - auch hier wurden die Besucher involviert. Am Abschlusstag fand die Zeugnisvergabe in der schuleigenen Kapelle statt, mit darauffolgendem Festessen in der Schule. Ähnlich wie beim Nationalfeiertag waren alle super schick gekleidet, der Großteil in traditionell norwegischen Trachten. Es ist hier üblich diese traditionellen Kleider, Bunad genannt, zu festlichen Angelegenheiten zu tragen. Man kann an ihnen sogar erkennen, woher die Träger stammen: Jede Region hat eigene Merkmale bei der Bunad-Verzierung, selbst Küsten-und Landregionen werden unterschieden.
Der Abschied war ansonsten in Ordnung für mich. Ich habe einige Schüler zwar ziemlich lieb gewonnen, aber mir kam es so vor, als ob wieder Ferien wären. Es war ja nicht das erste Mal, dass die Schüler alle ausgeflogen sind.



Nach dem Schuljahresende gab es für uns Angestellte noch ein paar Nachbereitungstage. Das abgeschlossene Schuljahr wurde evaluiert und Ideen, Ansätze und Veränderungen für das kommende Jahr besprochen und diskutiert. Aufgrund der vielen Veränderungen, u.a. dass die Schule einen neuen Träger bekommen hat, war dies besonders spannend für die Angestellten - auch wenn noch nicht geklärt war, wer im nächsten Schuljahr angestellt sein wird.
Einen Evaluationsbogen bezüglich des Schuljahres haben auch die Schüler ausgefüllt. Die Ergebnisse wurden dann im Rahmen der Nachbereitungstage kurz angeschnitten, sie fielen weitesgehend positiv aus.
Außerdem gab es zu diesen Tagen auch Besuch, u.a. von einem anderen Schulleiter des gleichen Trägers. Auch seine Erfahrungen und Grundsätze waren interessant zu hören und in Betracht zu ziehen.

Die Anmeldesituation der Schüler für das kommende Schuljahr sieht übrigens auch recht erfreulich aus. Es werden mehr als doppelt so viele sein, als es im vorherigen Jahr gab! Kein schlechter Anfang für den neuen Träger. Durch die erheblich größere Schülerzahl im Vergleich zu den Vorjahren stellen sich nun allerdings auch einige organisatorische, räumliche oder praktische Herausforderungen. Klassenzimmer, die nicht mehr der Klassengröße entsprechen, Autos, die nicht alle Schüler transportieren können und ein Freizeitangebot, das ebenfalls angepasst werden muss (Volleyball mit 75 Leuten, holla die Waldfee).
Das ist schon ziemlich spannend, auch für mich! Ich bin wirklich neugierig, wie sich die Schule entwickeln wird und freue mich schon, sie zu besuchen.

Eine Personalfeier gab es auch noch, das war auch ein schöner Abschluss für die Zeit an der Schule. Neben leckerem Essen haben Lea und ich von einer Kollegin selbst gestrickte Röcke geschenkt bekommen, der Hammer! Das war eine Strickmeisterin, die Röcke wurden total professionell. Aber es war eigentlich egal, wie die Röcke aussehen, ich habe mich einfach unheimlich gefreut, dass sie so viel Zeit und Mühe für uns investiert hat - Monate vorher hatte sie uns nebenbei nach Wollfarben für einen Rock für ihre Nichte gefragt. In den jeweiligen Farben, wie wir geantwortet haben, haben Lea und ich dann unsere Röcke bekommen. Sie hat das aber auch so ernst und überzeugend rübergebracht, dass ich gar nicht vermutet habe, dass die Röcke etwas mit uns zu tun haben könnten.

Die letzten zwei Wochen waren dann wie Urlaub für mich, ich hatte frei und Besuch! Dadurch sind wir nochmal viel rumgetourt und haben die ganzen schönen Plätze bei uns in der Nähe besucht.

Zum 17.Mai sind wir dieses Jahr auf die Lofoten gefahren. Die Parade und Redner waren schnell durch, sodass wir noch weiter gefahren sind und später zum Waffeln essen eingeladen waren. Das war eine super nette Tour und da wir auch noch eine Schlafmöglichkeit auf den Lofoten hatten, sind wir noch einen weiteren Tag um her gefahren (bis nach Reine) und haben wunderbare Orte gesehen.















Abgesehen von der schönen Zeit war es auch packmäßig sehr hilfreich für mich, dass meine Eltern in der letzten Woche zu Besuch waren - mit viel Platz im Koffer. Es hat sich ja doch einiges angesammelt in der Zeit, war eine super Lösung so! 




 




Da die letzten zwei Wochen in Norwegen so entspannt und von Urlaubsgefühlen geprägt waren, fühlte es sich auch logisch an, alles zu packen und wieder nach Hause, nach Deutschland, zu fliegen. Als die Wohnung dann nackt und meine Sachen ausgeräumt waren, kam doch ein komisches Gefühl auf. Vorfreude auf zu Hause hatte ich aber auch, es war ziemlich ausgeglichen.

Auf meinem Rückflug habe ich noch einen Zwischenstopp mit Übernachtung in Oslo gemacht. Dort haben wir 15-Monats-Freiwilligen uns mit unserer Landesbeauftragten von ASF zu einem letzten Seminar und Abschiedstreffen getroffen. Diesmal durften wir auswerten und unter anderem auch unseren Nachfolgern Tipps mit auf den Weg geben (über Formulare). Anschließend haben wir noch bei bestem Wetter zusammen gegrillt.
So einen Abschluss zu haben, fand ich gut. Auch wenn der Gedanke, fürs erste die Zeit in Norwegen und das FSJ, die Zeit auf Soltun, zu beenden und zurück zu lassen, noch eine ganze Weile sacken musste.
Erstmal genieße ich es jetzt wieder zu Hause zu sein, ich bin ganz gut beschäftigt grade. Letztendlich ist es aber nur eine Frage der Zeit, bis es mich wieder in den Norden zieht und ich zurück nach Norwegen fahre.
Es ist schön, mit einem so guten Gefühl aus dem Jahr zu gehen. Ich hätte die letzten 15 Monate nicht anders verbringen wollen!

Kurzes Resumée: Norwegisch klappt, Nie mehr ohne meine Wanderschuhe, Polarlichter sind der Wahnsinn, Norwegen ist wunderschön, Elche sind echt groß, Stricken ist eine Kunst für sich und Norwegen ist Waffelweltmeister. Damit sollte alles geklärt sein.

Da ich ja nun wieder im Lande bin und die Auslandszeit vorüber ist, wird das hier auch mein letzter Blogeintrag sein. Ich hoffe, ihr konntet über den Blog einen guten Eindruck von meiner Zeit in Norwegen bekommen. Ich habe mich sehr über euer Interesse gefreut!

Macht's gut,
Frederike






Freitag, 11. März 2016

Here comes the sun

Gar nicht allzu lange her, dass die Sonnenstunden hier recht knapp bemessen waren. Inzwischen sind wir hier oben in etwa auf deutschem Stand:
Sonnenaufgang 06:29, Sonnenuntergang: 17:39.
Sonnenmäßig sind wir aber definitiv schon auf der Überholspur, in ein paar Wochen wird sich die Helligkeitsphase nochmal um ein paar Stunden verlängert haben und Anfang Mai wird es schon nicht mehr richtig dunkel. Ich werde sogar schon von der Sonne geweckt, gibt immer einen kleinen Adrenalinstoß weil ich diese Helligkeit mit deutlich späteren Tageszeiten verbinde, daher fast regelmäßig denke, ich hätte verschlafen...
Es ist zwar nicht mehr richtig kalt, meist um die null Grad, wenn man aus dem Fenster schaut ist es hier aber weiterhin hauptsächlich weiß.

Bilder zu unserer Wanderung um die Sonne wiederzusehen (im Januar):






Die zwei Monate mit nur der Hälfte der Schüler waren eine wirklich ruhige Zeit, das hatte gute und weniger gute Seiten. Auch wenn es reglemäßig von der Schule organisierte Ausflüge gab (z.B. den Besuch einer Rentierfarm), es gab leider nicht besonders viel Lust zu Aktivitäten, daher hoffe ich dass es nach den Osterferien einen neuen Energieschub gibt.






Was aber ziemlich süß war: in der Klasse haben wir einige Zeit damit verbracht, wie schon erwähnt, Vogelhäuser zu bauen. Eines davon hat ein Schüler dann wirklich einzigartig verziert..



Für unsre Klasse geht es morgen auf Tour, es ist soweit!
Es ist eigentlich alles ziemlich genau geplant, trotzdem bin ich recht gespannt wie es wird und was da noch so kommt. Das wird schließlich eine erhebliche Veränderung zu dem sonst stabilen Umfeld der Schule, mit gewohnten Orten, Leuten und Abläufen.
Nach der Tour fahren Lea und ich beide nach Hause. In Anbetracht unseres Gepäcks und allen Dingen die wir hier in Norwegen haben, ist es auch nicht schlecht über Ostern nach Hause zu fahren und einiges abladen zu können.



Vor ein paar Wochen hatten wir hier auch noch gut Besuch, das tat in der ruhigen Zeit wirklich gut. Da gab es für meine Schwester und mich unter anderem auch eine kostenlose und ziemlich überraschende Rentiersafari - bei einer Wanderung auf einen Berg hier in der Nähe konnten wir drei Rentiere aus ca 100 Metern Entfernung betrachten. Das war schon besonders!






Kurz darauf gab es noch ein anderes tierisches Spektakel: Besuch von Elchen!
Es ist nicht unüblich, dass Elche im Winter näher zu Siedlungen und aus den Wäldern rauskommen, mangels Nahrung. So hatten wir vor einer Woche das Glück, aus ca vier Metern Entfernung und einem Fenster zwischen uns, eine Elchdame beim Rinde knabbern beobachten zu können. Auch eine ziemlich nette Überraschung ;)

Ist ein Suchbild geworden, bei Zeiten umrande ich den Elch mal

Freitag, 22. Januar 2016

Schneeflöckchen, Weißröckchen

Hallo, hallo und frohes neues Jahr !
Nach zwei schönen Wochen Urlaub zu Hause in Deutschland bin ich mittlerweile wieder im Arbeitsalltag auf Soltun angekommen.
Genauer gesagt auf Folkehøgskolen Nord-Norge, wie die Schule vom neuen Träger genannt wurde. Unser neuer Rektor, Rolf, ist seit dem 15. Januar im Amt. Neben neuem Namen und neuem Logo gibt es auch ein erweitertes Fachangebot: www.fhsnordnorge.no . Sehr empfehlenswert sich die Website mal anzuschauen, gibt schöne Bilder!
Es wird nun beispielsweise die samische Kultur hier in der Region mehr in den Vordergrund gerückt und Bestandteil einer der neuen Linien sein (Urfolk/Canada).
Dass Änderungen an der Schule vorgenommen werden, ist finanziell überlebenswichtig. Seit geraumer Zeit wird mit sehr geringen Anmeldezahlen der Schüler gekämpft. Falls die Mindestzahl von 60 Anmeldungen für das nächste Schuljahr nicht erreicht wird, steht die Schließung bevor. Unklar ist auch noch, wer vom Personal übernommen wird. Fredsarbeider von ASF soll es weiterhin geben, allerdings mit veränderten Dienstzeiten (allerdings nicht von der Schule, sondern von ASF bestimmt).



Offiziell haben wir hier noch Dunkelzeit, durch Schnee und schon deutlich längerer Helligkeit als vor den Weihnachtsferien kommt es mir aber schon gar nicht mehr so dunkel vor.
Mein Handy sagt mir, dass die Sonne hier in Skånland um 10:16 Uhr aufgeht und um 13:55 Uhr wieder untergeht. Zu sehen ist sie bei uns von der Schule aus jedoch noch nicht, dafür gibt es aber traumhaft angeleuchtete Berge.
Die Rückkehr der Sonne ist hier groß Thema, es wurden schon Solboller (Sonnenbrötchen) gebacken und Deko-Sonnen gebastelt. Außerdem steht für Samstag eine Wanderung an, mit dem Ziel die Sonne zu sehen.

Riesige Eiszapfen, zugefrorene Fjorde mit unglaublich dicken Eisplatten, eine wunderschön weiße Schneedecke über der gesamten Landschaft - Nordnorwegen ist grade ein Winterwunderland. Übrigens ganz ohne Chaos ;)





Mir ist selber aufgefallen, dass ich mich ganz schön kitschig anhöre, wenn ich über Polarlichter oder generell die norwegische Landschaft schreibe. Ich habe auch überlegt, ob sich das anders formulieren lässt, weniger verklärt. Ich habs einfach nicht hinbekommen, die norwegische Natur macht mich wohl einfach kitschig. Wer mal nach Norwegen kommt, weiß warum.

Um aber nochmal auf die Lücke vom Ende der Herbstferien bis hin zu den Weihnachtsferien zu kommen:
Wir sind auch im Oktober gut in Alta angekommen und hatten ein paar entspannte Tage im Norden. Danach wurde es auch in der Schule recht gemütlich: da die Backpack Schüler eine Woche unterwegs waren haben wir einen Vorgeschmack auf die zwei Monate ohne sie bekommen.
An unserm Kafékveld zu Halloween haben wir Kürbisse ausgehöhlt und geschnitzt, kam erstaunlich gut an und hat ziemlich Spaß gemacht!




Als es dann von Tag zu Tag dunkler wurde, hat sich das auch teils auf die Stimmung hier ausgewirkt. Trägere, müdere, lustlosere Schüler - ein kleines Tief. Wurde aber auch wieder überwunden, unter anderem mit viel Reisevorbereitungen, Planungen für den Juleball (Weihnachtsball) oder Freude auf die Weihnachtsferien und Zeit zu Hause.
Vor dem Juleball gab es noch ein weiteres größeres Event vor den Ferien: den Eisbadetag in Evenskjer.
Evenskjer hat sich mit dem Eisbaden hier schon einen Namen gemacht, es ist mittlerweile alljährliche Tradition. Dieses Jahr wurde auch versucht den Rekord zu brechen, hat nicht ganz gereicht.
Ich war auch dabei - mit Bikini, Top mit Startnummer, Wollsocken und Crocs.
Einige haben sich auch aufwendig verkleidet oder noch Baumwollunterwäsche angezogen. Daran hab ich nicht mal im Entferntesten gedacht, ich habe an dem Tag total verschlafen...vom Bett ins Eiswasser, danach war ich wach!
Glücklicherweise waren es an dem Tag ganze null Grad, bei minus zwanzig, die wir noch in den letzten Tagen hatten, ist das nochmal eine ganz andere Sache.
Eisbaden ist übrigens kein entspanntes Plantschen oder Schwimmen gehen, die absolute Mehrheit rennt bloß ganz kurz rein und dann ganz schnell wieder raus.



Danach gab es noch ein Volleyball Spiel gegen eine andere Folkehøgskole bei uns. Auch wenn wir nicht gewonnen haben, so hat es doch den Gemeinschaftssinn unserer Schüler gestärkt: beim ersten Spiel wollten so gut wie alle Schüler einmal eingewechselt werden. Das war zwar nicht grade förderlich für die Eingespieltheit der Mannschaft auf dem Feld, aber schön mit anzusehen.
Daher habe ich bisher auch meistens Volleyball in meinem Sportkurs gespielt. Macht total viel Spaß, besonders die internationalen Schüler sind zuverlässige Teilnehmer.
Für Theater und Schülerzeitung, zwei Kurse die Lea und ich anfangs angeboten haben, gab es nebenbei kein Interesse unter den Schülern.





Vor Weihnachten hatten wir auch noch eine Woche mit Wichtelpartnern, die "Engelwoche". Jeder hat einen Namen, Personal oder Schüler, gezogen und war für diese Woche sein Engel. Als dieser sollte man seiner Person kleine Aufmerksamkeiten oder einfach schöne Botschaften zukommen lassen. Aufgelöst wurde alles dann bei einem ausgedehnten Weihnachtsfrühstück.
Das hat auch sehr schön funktioniert und eine tolle Atmosphäre gemacht, bei den meisten zumindest. Nicht alle Engel waren gleich eifrig... Ich habe zwar nichts von meinem eigentlichen Engel erhalten, dafür hatte ich aber sehr liebe Aushilfsengel, die mir schöne Sachen haben zukommen lassen :)
Zu der Zeit hatte ich auch gerade Besuch aus Deutschland, von Lukas.
Ganz viel gestrickt, geredet, Nordlichter geschaut, Schneegebadet ( gibt es auch ein kurzes Video zu: https://www.facebook.com/hilde.warberg/videos/10208368625552098/ )  und den Norwegern Walzer tanzen beigebracht (unser Kafékveld vorm Juleball). War sehr unterhaltsam und schön, komm doch nochmal auf nen Tee vorbei, Lukas ;)



Der Juleball war dann ein Abend mit sehr gutem Essen, schicker Abendgaderobe und geschmückter Schule - vorbereitet vom Schülerrat. Neben Wahlen zum Ballpaar, Best dressed und Tanzmaus wurde ungefähr ein Lied lang Walzer getanzt, danach gab es lockere Partymusik. Es wurden aber auch Spiele wie Reise nach Jerusalem, Limbo oder Armdrücken gemacht... Wir Deutsche waren etwas erstaunt/verwirrt, aber es war auf jeden Fall ein lustiger Abend!


                                             

Vor Weihnachten haben Lea und ich uns im Flur, der unsere Wohnungen verbindet, auch einen kleinen eigenen Weihnachtsbaum aufgestellt und ihn mit unseren Adventskalendern geschmückt. Der sah wirklich hübsch aus, hat aber auch ordentlich genadelt - er stand schließlich fast einen ganzen Monat bei uns, wir haben ihn erst nach den Weihnachtsferien rausgeworfen.


Gemütlich wurde es auch dadurch, dass Lea und ich mit dem Stricken angefangen haben. Da Stricken in Norwegen eine Art Nationalsport ist, gibt es zum Glück auch bei uns auf der Schule genug fähige Personen, die uns bei Strickkatastrophen jeglicher Art aus der Patsche helfen können.




Ansonsten machen wir in der Klasse immer mal wieder kleinere Ausflüge, grillen überm Lagerfeuer, haben Vogelhäuser gebaut und im Wald aufgehängt und sind auch dabei eine Reise zu planen!
Lea und ich nehmen dieses Jahr die Reise aller Reisen mit, den Jackpot deutscher Fernwehherzen: Deutschland.
Genauer gesagt nehmen wir von Oslo aus die Kiel Fähre, welche der Hauptaspekt der Tour ist. In Deutschland geht es dann noch nach Kiel und Lübeck.
Klar, wir freuen uns, dass wir auf die Reise mitkommen, das ist nicht selbstverständlich! Wir hatten vorher bloß leicht andere Vorstellungen, die letzte Reise ging nach Kenia und New York, mehrmals vorher nach Teneriffa. Aber wir haben uns mittlerweile damit angefreundet, dann machen wir über Ostern halt noch einen Abstecher zu Hause!



Letzte Woche hatten wir außerdem unser letztes ASF-Seminar während unserer Projektzeit, bei uns auf der Schule. Das Programm umfasste unter anderem eine Umfrage über Stolpersteine in Harstad, den Besuch eines ehemaligen Strafgefangenenlagers, sowie ein Museum zu einem ehemaligen Heim für Menschen mit Behinderung. Anbei war auch das erste ASF-Projekt in Norwegen: eine Scheune, welche von Freiwilligen aufgebaut wurde.

Die ruhige Zeit des Schuljahres hat übrigens angefangen: Unsere Backpack Schüler, welche über die Hälfte aller Schüler hier ausmachen, sind am Dienstag losgeflogen, derzeit sind sie in Kenia. Ihre Reise umfasst ansonsten auch noch Peru, New York, Kambodscha und Thailand.