Freitag, 22. Januar 2016

Schneeflöckchen, Weißröckchen

Hallo, hallo und frohes neues Jahr !
Nach zwei schönen Wochen Urlaub zu Hause in Deutschland bin ich mittlerweile wieder im Arbeitsalltag auf Soltun angekommen.
Genauer gesagt auf Folkehøgskolen Nord-Norge, wie die Schule vom neuen Träger genannt wurde. Unser neuer Rektor, Rolf, ist seit dem 15. Januar im Amt. Neben neuem Namen und neuem Logo gibt es auch ein erweitertes Fachangebot: www.fhsnordnorge.no . Sehr empfehlenswert sich die Website mal anzuschauen, gibt schöne Bilder!
Es wird nun beispielsweise die samische Kultur hier in der Region mehr in den Vordergrund gerückt und Bestandteil einer der neuen Linien sein (Urfolk/Canada).
Dass Änderungen an der Schule vorgenommen werden, ist finanziell überlebenswichtig. Seit geraumer Zeit wird mit sehr geringen Anmeldezahlen der Schüler gekämpft. Falls die Mindestzahl von 60 Anmeldungen für das nächste Schuljahr nicht erreicht wird, steht die Schließung bevor. Unklar ist auch noch, wer vom Personal übernommen wird. Fredsarbeider von ASF soll es weiterhin geben, allerdings mit veränderten Dienstzeiten (allerdings nicht von der Schule, sondern von ASF bestimmt).



Offiziell haben wir hier noch Dunkelzeit, durch Schnee und schon deutlich längerer Helligkeit als vor den Weihnachtsferien kommt es mir aber schon gar nicht mehr so dunkel vor.
Mein Handy sagt mir, dass die Sonne hier in Skånland um 10:16 Uhr aufgeht und um 13:55 Uhr wieder untergeht. Zu sehen ist sie bei uns von der Schule aus jedoch noch nicht, dafür gibt es aber traumhaft angeleuchtete Berge.
Die Rückkehr der Sonne ist hier groß Thema, es wurden schon Solboller (Sonnenbrötchen) gebacken und Deko-Sonnen gebastelt. Außerdem steht für Samstag eine Wanderung an, mit dem Ziel die Sonne zu sehen.

Riesige Eiszapfen, zugefrorene Fjorde mit unglaublich dicken Eisplatten, eine wunderschön weiße Schneedecke über der gesamten Landschaft - Nordnorwegen ist grade ein Winterwunderland. Übrigens ganz ohne Chaos ;)





Mir ist selber aufgefallen, dass ich mich ganz schön kitschig anhöre, wenn ich über Polarlichter oder generell die norwegische Landschaft schreibe. Ich habe auch überlegt, ob sich das anders formulieren lässt, weniger verklärt. Ich habs einfach nicht hinbekommen, die norwegische Natur macht mich wohl einfach kitschig. Wer mal nach Norwegen kommt, weiß warum.

Um aber nochmal auf die Lücke vom Ende der Herbstferien bis hin zu den Weihnachtsferien zu kommen:
Wir sind auch im Oktober gut in Alta angekommen und hatten ein paar entspannte Tage im Norden. Danach wurde es auch in der Schule recht gemütlich: da die Backpack Schüler eine Woche unterwegs waren haben wir einen Vorgeschmack auf die zwei Monate ohne sie bekommen.
An unserm Kafékveld zu Halloween haben wir Kürbisse ausgehöhlt und geschnitzt, kam erstaunlich gut an und hat ziemlich Spaß gemacht!




Als es dann von Tag zu Tag dunkler wurde, hat sich das auch teils auf die Stimmung hier ausgewirkt. Trägere, müdere, lustlosere Schüler - ein kleines Tief. Wurde aber auch wieder überwunden, unter anderem mit viel Reisevorbereitungen, Planungen für den Juleball (Weihnachtsball) oder Freude auf die Weihnachtsferien und Zeit zu Hause.
Vor dem Juleball gab es noch ein weiteres größeres Event vor den Ferien: den Eisbadetag in Evenskjer.
Evenskjer hat sich mit dem Eisbaden hier schon einen Namen gemacht, es ist mittlerweile alljährliche Tradition. Dieses Jahr wurde auch versucht den Rekord zu brechen, hat nicht ganz gereicht.
Ich war auch dabei - mit Bikini, Top mit Startnummer, Wollsocken und Crocs.
Einige haben sich auch aufwendig verkleidet oder noch Baumwollunterwäsche angezogen. Daran hab ich nicht mal im Entferntesten gedacht, ich habe an dem Tag total verschlafen...vom Bett ins Eiswasser, danach war ich wach!
Glücklicherweise waren es an dem Tag ganze null Grad, bei minus zwanzig, die wir noch in den letzten Tagen hatten, ist das nochmal eine ganz andere Sache.
Eisbaden ist übrigens kein entspanntes Plantschen oder Schwimmen gehen, die absolute Mehrheit rennt bloß ganz kurz rein und dann ganz schnell wieder raus.



Danach gab es noch ein Volleyball Spiel gegen eine andere Folkehøgskole bei uns. Auch wenn wir nicht gewonnen haben, so hat es doch den Gemeinschaftssinn unserer Schüler gestärkt: beim ersten Spiel wollten so gut wie alle Schüler einmal eingewechselt werden. Das war zwar nicht grade förderlich für die Eingespieltheit der Mannschaft auf dem Feld, aber schön mit anzusehen.
Daher habe ich bisher auch meistens Volleyball in meinem Sportkurs gespielt. Macht total viel Spaß, besonders die internationalen Schüler sind zuverlässige Teilnehmer.
Für Theater und Schülerzeitung, zwei Kurse die Lea und ich anfangs angeboten haben, gab es nebenbei kein Interesse unter den Schülern.





Vor Weihnachten hatten wir auch noch eine Woche mit Wichtelpartnern, die "Engelwoche". Jeder hat einen Namen, Personal oder Schüler, gezogen und war für diese Woche sein Engel. Als dieser sollte man seiner Person kleine Aufmerksamkeiten oder einfach schöne Botschaften zukommen lassen. Aufgelöst wurde alles dann bei einem ausgedehnten Weihnachtsfrühstück.
Das hat auch sehr schön funktioniert und eine tolle Atmosphäre gemacht, bei den meisten zumindest. Nicht alle Engel waren gleich eifrig... Ich habe zwar nichts von meinem eigentlichen Engel erhalten, dafür hatte ich aber sehr liebe Aushilfsengel, die mir schöne Sachen haben zukommen lassen :)
Zu der Zeit hatte ich auch gerade Besuch aus Deutschland, von Lukas.
Ganz viel gestrickt, geredet, Nordlichter geschaut, Schneegebadet ( gibt es auch ein kurzes Video zu: https://www.facebook.com/hilde.warberg/videos/10208368625552098/ )  und den Norwegern Walzer tanzen beigebracht (unser Kafékveld vorm Juleball). War sehr unterhaltsam und schön, komm doch nochmal auf nen Tee vorbei, Lukas ;)



Der Juleball war dann ein Abend mit sehr gutem Essen, schicker Abendgaderobe und geschmückter Schule - vorbereitet vom Schülerrat. Neben Wahlen zum Ballpaar, Best dressed und Tanzmaus wurde ungefähr ein Lied lang Walzer getanzt, danach gab es lockere Partymusik. Es wurden aber auch Spiele wie Reise nach Jerusalem, Limbo oder Armdrücken gemacht... Wir Deutsche waren etwas erstaunt/verwirrt, aber es war auf jeden Fall ein lustiger Abend!


                                             

Vor Weihnachten haben Lea und ich uns im Flur, der unsere Wohnungen verbindet, auch einen kleinen eigenen Weihnachtsbaum aufgestellt und ihn mit unseren Adventskalendern geschmückt. Der sah wirklich hübsch aus, hat aber auch ordentlich genadelt - er stand schließlich fast einen ganzen Monat bei uns, wir haben ihn erst nach den Weihnachtsferien rausgeworfen.


Gemütlich wurde es auch dadurch, dass Lea und ich mit dem Stricken angefangen haben. Da Stricken in Norwegen eine Art Nationalsport ist, gibt es zum Glück auch bei uns auf der Schule genug fähige Personen, die uns bei Strickkatastrophen jeglicher Art aus der Patsche helfen können.




Ansonsten machen wir in der Klasse immer mal wieder kleinere Ausflüge, grillen überm Lagerfeuer, haben Vogelhäuser gebaut und im Wald aufgehängt und sind auch dabei eine Reise zu planen!
Lea und ich nehmen dieses Jahr die Reise aller Reisen mit, den Jackpot deutscher Fernwehherzen: Deutschland.
Genauer gesagt nehmen wir von Oslo aus die Kiel Fähre, welche der Hauptaspekt der Tour ist. In Deutschland geht es dann noch nach Kiel und Lübeck.
Klar, wir freuen uns, dass wir auf die Reise mitkommen, das ist nicht selbstverständlich! Wir hatten vorher bloß leicht andere Vorstellungen, die letzte Reise ging nach Kenia und New York, mehrmals vorher nach Teneriffa. Aber wir haben uns mittlerweile damit angefreundet, dann machen wir über Ostern halt noch einen Abstecher zu Hause!



Letzte Woche hatten wir außerdem unser letztes ASF-Seminar während unserer Projektzeit, bei uns auf der Schule. Das Programm umfasste unter anderem eine Umfrage über Stolpersteine in Harstad, den Besuch eines ehemaligen Strafgefangenenlagers, sowie ein Museum zu einem ehemaligen Heim für Menschen mit Behinderung. Anbei war auch das erste ASF-Projekt in Norwegen: eine Scheune, welche von Freiwilligen aufgebaut wurde.

Die ruhige Zeit des Schuljahres hat übrigens angefangen: Unsere Backpack Schüler, welche über die Hälfte aller Schüler hier ausmachen, sind am Dienstag losgeflogen, derzeit sind sie in Kenia. Ihre Reise umfasst ansonsten auch noch Peru, New York, Kambodscha und Thailand.




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